Die dritte Ausstellung von Yuko Sakurai in der Galerie Friedrich Müller zeigt eine Kombination von früheren Arbeiten mit Ölfarbe auf Holz aus den Jahren 2005, 2008 und 2011 und neuesten Werken, die überwiegend in Japan entstanden sind. Anhand der verschiedenen Werkserien lässt sich die Entwicklung von Sakurais Arbeit exemplarisch nachvollziehen. Eine Konstante in ihrem Werk ist der Bezug jeder einzelnen Arbeit zu einem Ort oder einer Region, wo die Künstlerin wohnte oder die sie während ihrer vielen Reisen besuchte. Nachdem sie lange Zeit überwiegend in Europa gelebt hatte, verlagerte Yuko Sakurai vor knapp zwei Jahren ihren Lebensmittelpunkt nach Tsuyama, in die Region ihrer Kindheit und Jugend. Dieser Ortswechsel zurück in ihre japanische Heimat mit ihren spezifischen landschaftlichen Eindrücken und den besonderen gesellschaftlichen Stimmungen schlägt sich unverkennbar in ihren jüngsten Arbeiten nieder.
Die früheren Werke auf Holz, die sich unter anderem auf den Rheinfall in Schaffhausen und das niederländische West aan Zee beziehen, sind besonders durch ihre Tendenz zur Monochromie geprägt, zudem weisen sie eine sorgsame Ausarbeitung der Oberflächenstrukturen auf. Die Ölfarbe ist hier immer auch als Material präsent, das sorgsam geformt wird und folglich einen starken taktilen Reiz ausübt. Yuko Sakurai versteht ihre Arbeiten dezidiert als Objekte und keineswegs als Gemälde im klassischen Sinne. Auch wenn ihre neueren Werke insofern viel malerischer geworden sind, als sie nun vermehrt von Farbkontrasten, Farbschichtungen und -verwischungen gekennzeichnet sind, hat sich an dieser Einstellung grundsätzlich nichts geändert. Die Bewegungsspur der Farbe und die Identität des Pinselstrichs sind nun jedoch von größerer Wichtigkeit als der Gesamteindruck der Texturen.
Das Material des Farbträgers und neuerdings auch die Art der Rahmung spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle für die objekthafte Erscheinung ihrer Arbeiten. Das in Tsuyama hergestellte Yokono-Papier ist der bevorzugte Träger für Sakurais jüngste Produktion, ein Material, auf dem sich eine überaus nuancierte und sensible Farbbehandlung entfalten kann. Das dünne, semitransparente, aber äußerst robuste Papier bearbeitet sie meist mit einer Kombination aus Öl- und Aquarellfarbe bzw. aus Ölfarbe und Pastellkreide. Die Nuancen des Farbauftrags kommen bei ihren kleinen, auf Glas montierten Arbeiten der Serie „Osasa" besonders zur Geltung, weil hier das Licht durch die Papiere dringen und die unterschiedliche Farbdichte akzentuieren kann. Die eigens von einem Möbelbauer aus Tsuyama angefertigten Stahlrahmen geben diesen Blättern einen angemessenen Raum zur Entfaltung und betonen zusätzlich den Objektcharakter dieser Werke.
Peter Lodermeyer
Yuko Sakurai: Arbeiten auf Holz, Papier und Leinwand
Vergangene exhibition