Koichi Nasu ist mir seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt. Er kam aus Stuttgart, wo er in der Klasse Paul Uwe Dreyer an der dortigen staatlichen Kunstakademie Malerei studierte.
Bei Besuchen in seinem Arbeitsraum in der Nähe von Frankfurt und aufgrund vieler Gespräche und bei längerer Betrachtung einer großen Anzahl von Arbeiten wurde deutlich, dass Koichi Nasu seine von Papiercollagen geprägte Malerei konstant und konsequent entwickelt hat.
Er beschreibt seine Arbeiten als “Ausdruck der Gegenüberstellung von grafischer und farbiger Raum-Form“. Geprägt werden seine Arbeiten von der Linie als markantes Zeichen seiner Kompositionen.
Stets sind ihre Verteilungen auf der Bildebene Ausdruck von subtiler Sparsamkeit in Harmonie und Gegensatz zur farbigen Fläche.
Die Linie ist nicht selten Begrenzung einer Farbfläche oder bewegt sich in Korrespondenz zu einer nie parallel verlaufenden zweiten Linie über die Bildfläche. Sie ist wesentlicher Bestandteil der gesamten Komposition. Die farbigen Flächen bestehen aus meist transparenten Papieren, subtil und oft mehrschichtig aufgetragen. Transparenz als Ausdruck von Räumlichkeit, von Durchsichtigkeit und als Hinweis auf den prozessualen Vorgang.
Die Begegnung mit Koichi Nasu und seiner Frau hat im Laufe der Zeit zu einer freundschaftlichen Beziehung geführt. So hatte ich ihn eingeladen zu einem Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, den Koichi mit der Begründung ablehnte, dass er für die Lehre nicht geeignet sei. An der von mir initiierten Ausstellungsreihe „ Zwischen Malerei und Objekt“ nahm er 2004/2005 mit einer beachtlichen Reihe von Arbeiten im Hanauer Schloss Philippsruhe teil.
Bei der Betrachtung meiner Arbeiten war Koichi überrascht, dass ich über so eine lange Zeit seriell arbeiten kann und war erstaunt über die Vielfalt der Arbeitsergebnisse.
Er bewunderte meine dreidimensionalen Arbeiten mit seriellen Strukturen auf zwei Ebenen und deren durch Licht und Schatten sich ergebenden strukturellen Veränderungen. Er meinte die Arbeiten machen neugierig, besonders wenn der Betrachter seinen Standort verändert.
Das Licht reflektiert an den Strukturen zwischen Hell und Dunkel, zwischen Kalt und Warm, zwischen Nah und Fern. Rhythmus von Licht und Schatten, von Oberfläche und Tiefe, von scharfer und unscharfer Abbildung, von Bewegung.
Wir sprachen oft darüber und zogen den Vergleich mit anderen Künstlern.
Die Ausstellung in der Frankfurter Japan Art Galerie ist der Versuch einer Gegenüberstellung beider Werkgruppen mit dem Hinweis, dass zwei unterschiedliche künstlerische Aussagen in der Konsequenz ihrer Entwicklung eine gleiche Haltung widerspiegeln.
Klaus Staudt