Die Flüsse von Hiroko
In Frankfurt am Main zeigt die Galerie Friedrich Müller die neuen Werke von Hiroko. Die Ausstellung Confluence offenbart eine neue Intensität im Schaffen der Künstlerin, seitdem sie gleichzeitig in Köln und Avignon, an den Ufern der beiden gegenläufigen Flüsse Rhein und Rhône arbeitet.
Als Gast in meinem Atelier, im letzten Sommer in Avignon, hatte uns Hiroko bei einer beeindruckenden Performance ihre experimentellen Arbeiten vorgestellt, die bereits andeuteten, was der glückliche Besucher der Galerie zur Zeit dort entdecken kann. Schon an der Türschwelle der Galerie führen uns zwei große Leinwandarbeiten ins Herz der Werke, dem tänzerischen aber unbeirrbaren Duktus Hirokos mit dem körpergroßen Pinsel folgend. Auf reinen weißen Flächen entsteht mit blitzartiger Schnelligkeit und Souveränität, mit meisterlicher und freier Geste ein Werk gebündelter Energie - ein Seismograph der Seele.
Die Bilder verkörpern jetzt zwei gegenläufige Richtungen, indem die Bedeutung der Zeichen weiter ausgedehnt wird, stromabwärts bis zur Mündung, stromaufwärts zur Urquelle. Es ist nicht unbedeutend, dass die Tusche bzw. Acrylfarbe des großen Pinsels wie aus einer Quelle fließt. Es scheint mir jetzt, dass die Arbeit an einem nichtumkehrbaren Punkt angekommen ist. Der Titel der Werkserie „Was kümmert den Fluss das Wort“ - sagt genau, was geschieht.
Diese Flüsse aus schwarzer Farbe tragen uns zum allerletzten philosophischen und ästhetischen Ziel, das sehr wenige Künstler erreichen: die Auflösung.
Yves Muller
Hiroko: Confluence
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